von Abdullah Redzepi und Christian A. Herbst | Parrtner
Veraltete Führungskulturen und traditionelle Führungsansätze sind nicht ausreichend, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben – das wissen wir mittlerweile. Wollen wir den Herausforderungen der Arbeitswelt gerecht werden, so ist eine grundlegend andere Haltung und ein damit im Einklang stehendes Verhalten erforderlich – insbesondere in der Führung und in der Rolle der Führungskräfte gegenüber den Mitarbeitenden. In diesem Artikel zeigen wir auf, wie Führung mit Positive Leadership als Ansatz einen deutlichen Schritt vorwärts machen kann.
Haltung und Verhalten machen den Unterschied
Eine erfolgreiche Führung hängt von der Geisteshaltung der Führungskräfte ab. Das Mindset ist der Schlüssel zum Erfolg und macht den Unterschied zwischen Stagnation und Wachstum, zwischen Misserfolg und Erfolg. Eine positive Einstellung und der Fokus auf Lösungen statt Problemen helfen Führungskräften, Risiken einzugehen und Fehler als Lernfelder zu betrachten.
Erfolgreiche Führungskräfte verstehen, dass der Erfolg des Unternehmens eng mit dem Erfolg des Teams verbunden ist. Sie fördern eine Umgebung, in der Mitarbeitende wachsen und sich entfalten können. Genauso haben sie eine Leidenschaft für Wissen und sind bereit, neue Ideen auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Dabei verfolgen sie stets das Ziel, mit Offenheit und Lernbereitschaft ihr Verständnis und ihre Fähigkeiten zu verbessern, ein innovatives und effektives Arbeitsumfeld zu schaffen und ihre Organisation auf Erfolgskurs zu halten.
Führungskräfte mit einem positiven, auf Stärken und auf die Zukunft gerichteten Mindset wissen: Ihr Mindset beeinflusst ihr Verhalten, und mit ihrem Verhalten wiederum gelingt es ihnen, positive Wirkung zu erzielen. Dieser Effekt verstärkt das Mindset selbst zum Guten und trägt nachhaltig zum positiven Verhalten bei. Wenn es Führungskräften also gelingt, Mindset und Verhalten in Einklang zu bringen und bewusst durch gezieltes Trainieren neu auszurichten, mündet das in einer positiven Auf- bzw. Vorwärtsspirale, die vielerorts im- mer stärker gefordert ist.
Positive Leadership: ein Ansatz für Haltung und Verhalten
Positive Leadership basiert auf Erkenntnissen der positiven Psychologie und zielt dar- auf ab, Mitarbeitende zu inspirieren und eine Umgebung zu schaffen, in der sie ihr volles Potenzial entfalten können. Führungskräfte, die nach diesem Konzept arbeiten, fördern positive Emotionen, Engagement, tragfähige Beziehungen, Sinn in der Arbeit und sichtbare Erfolge. Indem individuelle Stärken und Talente gestärkt werden, wird eine wertschätzende Unternehmenskultur gefördert (Ebner, 2019).
Führungskräfte, die Positive Leadership leben, setzen sich für die Entwicklung und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden ein. Dabei geht es darum, eine Haltung der Wertschätzung zu verinnerlichen und den Prozess langfristig auszulegen, zu leben, vorzuleben und zu fördern. Ist die Haltung verankert, fallen die erlernbaren Werkzeuge von Positive Leadership auf fruchtbaren Boden.
Positive Leadership bedeutet nicht, Probleme und Schwierigkeiten zu ignorieren oder eine unrealistisch positive Stimmung aufrechtzuerhalten. Vielmehr geht es darum, Herausforderungen anzunehmen und auf eine konstruktive Art und Weise anzugehen. Man ignoriert die Schwächen nicht, sondern entscheidet sich sehr bewusst, den Fokus auf die Stärken zu legen, was einen grösseren Wirkungshebel hat und zu Höchstleistungen führen kann.
Positive Leadership wirkt nachweislich
Positive Leadership hat nachweislich und messbar positive Auswirkungen auf Führungskräfte, Mitarbeitende und den Unternehmenserfolg. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Unternehmen, die positive Führung anwenden, überdurchschnittlich erfolgreich sein können – sowohl in guten als auch in stürmischen Zeiten (Ebner, 2019).
Positive Leadership als zukunftsfähiger Führungsansatz kommt Führungskräften selbst zugute. Es bietet Führungskräften eine wertvolle Orientierung, macht sie widerstandsfähiger und entspannter, bringt Führungskräfte auf ein höheres Level an Kreativität und trägt dazu bei, dass sie mit Rückschlägen und Problemen besser umgehen können.
Neben der positiven Wirkung auf Führungskräfte selbst hat das Verhalten von Positive Leadern Einfluss auf das Befinden und Verhalten der Mitarbeitenden. Es trägt dazu bei, den Stresslevel der Mitarbeitenden zu senken sowie Fluktuation, Krankenstand und psychische Belastungen zu reduzieren. Mit- arbeitende, die positives Führungsverhalten erleben, fühlen sich bei der Arbeit wohl. Sie sind zudem enger ans Unternehmen gebunden und zufriedener. Das wiederum steigert die Leistung von Einzelpersonen und Teams insgesamt.
Gutes wertschätzen, darauf aufbauen und mit Positive Leadership Impact steigern
Wenn wir in unserer Arbeit mit Führungskräften und HR-Verantwortlichen über (Weiter-) Entwicklung von Führung und der Führungskultur sprechen, sind wir meistens schnell einig, was es bräuchte. Die Hindernisse sind dann oft, dass es im Topmanagement (noch) nicht so gesehen wird und/oder man nicht Klarheit darüber hat, wie der erwünschte Zustand herbeizuführen ist und wo man anfängt.
Für uns gilt: Positive Leadership ist nicht das «neue Ding», das jetzt eingeführt und unternehmensweit ausgerollt wird, und dann war’s das. Es geht vielmehr darum, dass Menschen eine zum Teil neue Denkweise verinnerlichen und ihr Verhalten entsprechend anpassen, ohne das gegenwärtig «Gute» über Bord zu werfen. Das setzt Sensibilität für die Unterschiedlichkeit der Menschen voraus und erfordert Arbeit, Zeit und Geduld. Hilfreich ist hierbei, sich ausreichend Gedanken darüber zu machen, wie man den Veränderungsprozess angeht und dabei die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden auf der Beziehungsebene in Betracht zieht.
Beim Implementieren und Verankern von Positive Leadership ist ein unternehmensspezifisches Vorgehen erforderlich. Damit Positive Leadership nachhaltig Wirkung entfaltet, ist unseres Erachtens eines immer gleich wichtig: die Rolle von Führung. Denn Führungskräfte sind es, die unterstützende und positive Arbeitsumgebungen schaffen und nachhaltig das Beste der Mitarbeitenden aktivieren können.
Um einen kräftigen Schub in Richtung innovativer Führungsansätze wie Positive Leadership zu unternehmen, ist es dienlich, die «Drehtür» mit einem gewissen Kraftakt in Richtung Veränderung in Bewegung zu setzen. Ein altbekannter Spruch besagt: es gibt nichts Gutes, ausser man tut es. Und das ist es, was wir in puncto Führung brauchen, um nachhaltig erfolgreich zu sein: uns mutig und flexibel neuen Ansätzen gegenüber offen zeigen, experimentieren und uns in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt in Bewegung halten.
Dieser Artikel ist im Juni im HR-Profi Newsletter von WEKA erschienen.
Abdullah Redzepi ist CEO der People+ Culture Group AG und Partner bei Parrtner AG. Er begleitet Organisationen und Führungskräfte in Veränderungs- und Entwicklungsprozessen als Sparring-Partner, Coach und Trainer.